StuckateurIn
„Stell dir die Arbeit wie bei MaurerInnen vor, nur ein bisschen schöner!“
Diesen Satz kriegen BewerberInnen von Sebastian Rost, Geschäftsführer der Berliner Stuckateurfirma Sebastian Rost GmbH, im Vorstellungsgespräch zu hören. Damit versucht er angehenden Azubis klar zu machen, dass bei der Arbeit eine Menge Material in Form von Gips und Mörtel verarbeitet werde und dadurch die körperliche Belastung nicht zu unterschätzen sei. Das Leistungsspektrum von StuckateurInnen umfasst heute nicht nur Stuckarbeiten, sondern auch Innen- und Außenputz, Restaurierungen und energetische Sanierungen.
Das Stuckateurhandwerk hat deutschlandweit unterschiedliche regionale Ausprägungen. “In Süddeutschland umfasst das Aufgabengebiet von StuckateurInnen mehr, als in Norddeutschland.”, meint Sebastian Rost. In seinem Unternehmen wird hauptsächlich alte Handwerkskunst angewandt und verstärkt im Denkmalbereich gearbeitet. Im Gegensatz dazu zählen in südlicheren Bundesländern Aufgabengebiete wie Trockenbau oder Putz zur täglichen Arbeit von StuckateurInnen. Ein Beispiel hierfür ist der Betrieb des amtierenden Europameisters Alexander Schmidt aus Bayern. In der elterlichen Firma Karl Schmidt GmbH werden gleichzeitig Stuck‑, Putz‑, Trockenbau- und Malerarbeiten ausgeführt.
Am 13.09.2019 schrieben Auszubildende des Lehrbauhofs Berlin und das deutsche Nationalteam der StuckateurInnen übrigens Geschichte, indem sie einen 105 Meter langen Stuckstab zogen. Damit erhielten sie einen Eintrag ins Buch Guinness World Records:
Trends und Entwicklungen
Die Handwerkskammer Berlin zählt derzeit 50 eingetragene Mitgliedsbetriebe im Stuckateurhandwerk (Stand 2018/HWK-Berlin) und in einer Ausbildung befinden sich derzeit in Berlin 9 Jugendliche. (Stand 16.12.2019/HWK-Berlin.)
Sebastian Rost schätzt die Zukunft des Stuckateurhandwerks positiv ein: “Ich habe das Gefühl, dass sich das Image des Handwerks derzeit wieder verbessert und bei den Jugendlichen und insbesondere bei den Eltern ein gewisses Umdenken stattfindet.”. Nicht nur im Denkmal- und Sanierungsbereich, sondern auch bei neuen Bauvorhaben sollten seiner Ansicht nach Stuckornamente zukünftig wieder vermehrt eingebunden werden. Er glaubt, dass das Thema 3D-Druck zukünftig eine größere Rolle spielen könne: “Bei Zwillingshäusern könnte man beispielsweise leicht Stuckarbeiten des einen Hauses von Drohnen scannen, sich dies dann ausdrucken, nachformen und ans andere Haus anbringen lassen.”. Außerdem hat er Hoffnung, dass der 3D-Druck das Ornament durch die einfache Herstellung massentauglicher machen und wieder etwas nach vorne bringen könnte.
Das Thema Digitalisierung spielt bei dem recht traditionellen Handwerk bisher allerdings eher eine untergeordnete Rolle. Einzig bei Aufmaßen und Bauplänen sowie in der Kommunikation mit Kunden und unter MitarbeiterInnen kommt sie zum Tragen.
Bildquelle: Sebastian Rost
Was sind die täglichen Aufgaben von StuckateurInnen?
- Begutachtung, Planung, Kundenberatung
- Einrichten und Absichern der Baustelle
- Anfordern von Geräten, Maschinen und Baumaterialien
- Trockenbau
- Verputzarbeiten
- Herstellung und Verarbeitung von Stuck, wie Rosetten, Gesimsen oder Säulenkapitellen
- Instandhaltung und Restauration von Stuck
- Dämmung und Abdichtung von Mauerwerk
- Integration von Belüftungssystemen u.a. Elementen
Wie wird man erfolgreiche/r StuckateurIn?
Die Ausbildung läuft dual ab. Im Betrieb lernst du die Praxis und in der Berufsschule die Theorie. Die gesamte Ausbildung dauert in der Regel drei Jahre und schließt mit einer Gesellenprüfung ab. Leistungsstarke und interessierte Lehrlinge können schon im zweiten und dritten Lehrjahr verschiedene Zusatzqualifikationen erwerben. Themengebiete wie Bauphysik, Farbe und Gestaltung, Dachgeschossausbau, Wärmeschutz, etc. bieten sich hier an.
Welche Fähigkeiten sind wichtig und welcher Schulabschluss ist Voraussetzung?
- kein Schulabschluss gesetzlich vorgeschrieben
- körperliche Fitness
- Höhentauglichkeit
- räumliches Vorstellungsvermögen
- Sinn für Ästhetik
- Interesse an Mathe, Technik und Physik
- handwerkliches Geschick
- Genauigkeit und Sorgfalt
- Durchhaltevermögen
- Teamfähigkeit
Wie geht es nach der Ausbildung weiter?
Als StuckateurIn kannst du in Stuckateurbetrieben, Bauunternehmen (Trockenbau, Ausbauarbeiten, Fassadenbau), Restaurierungswerkstätten oder in Ämtern für Denkmalpflege oder Kirchenbau Anstellung finden.
Nach der Ausbildung gibt es außerdem viele Möglichkeiten der Weiterbildung. So kannst du TechnikerIn, StuckateurmeisterIn, GebäudeenergieberaterIn werden oder ein passendes Studium in Bereichen wie Architektur, Bauingenieurwesen oder Baubetriebswirtschaft ranhängen.
Seit 2012 besteht außerdem für Schulabgänger mit Fachhochschulreife die Möglichkeit, ein duales Studium als Ausbau-ManagerIn zu absolvieren. Dieses umfasst Ausbildung, Meisterprüfung und Studium im Stuckateurhandwerk. Der erste Ausbildungsjahrgang ist gerade fertig geworden:
Gehalt während der Ausbildung
Quelle: Rundschreiben Nr. 01/2019 der Sozialkasse des Berliner Baugewerbes
Durchschnittliches Einstiegsgehalt
Dein Einstiegsgehalt ist von der Größe deines Arbeitgebers und der Region ab. Es liegt zwischen 1900 und 2900 Euro brutto monatlich. Mit den Jahren der Beschäftigung steigt dein Verdienst weiter an, da du mit der Zeit verantwortungsvollere Aufgaben übernehmen kannst.
- Du hast Lust auf den Beruf bekommen? Dann schau doch mal auf folgender Seite: www.deine-zukunft-ist-bunt.de/stuckateur-in
- Und zu den Interviews geht es hier:
Interview mit Europameister im Stuckateurhandwerk Alexander Schmidt
Interview mit Stuckateurmeister und Restaurator im Handwerk Sebastian Rost