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Interview mit Stuckateur-Europameister Alexander Schmidt

Alexander Schmidt mit Trainer Josef Gruber vor seinem Werkstück bei den Euroskills in Budapest 2018 / © Alexander Schmidt
Wir haben Alexander Schmidt beim nationalen Ausscheidungswettbewerb für die nächsten EuroSkills 2020 in Graz auf dem KarriereCenter der bautec getroffen.
Der 23-Jährige hat in seinen jungen Jahren schon einiges erreicht. 2016 beendet er seine Lehre als Stuckateur, 2018 hat er bereits seinen Meistertitel in der Tasche und im selben Jahr geht er noch als Gewinner der EuroSkills 2018 in Budapest hervor. Im Interview verrät er uns, wie es zum Titel kam und wie seine Zukunftspläne aussehen.

Im Moment mache ich meinen Betriebswirt nach der Handwerksordnung in Hamburg. Danach möchte ich im elterlichen Maler- und Stuckateurbetrieb Karl Schmidt GmbH arbeiten und ihn damit in die vierte Generation führen. Im letzten Jahr haben wir unser 95-jähriges Firmenjubiläum gefeiert.

Für mich hat es eigentlich nie eine andere Wahl gegeben. Mein Vater hat nie gesagt, dass ich es machen muss, aber für mich war immer klar, dass ich es gern machen möchte. Ich habe immer viel Spaß an der Arbeit gehabt.

Direkt nach meinem Gesellenbrief habe ich 2016 beim regionalen Contest gewonnen. In der Vorbereitungszeit zu meiner Meisterprüfung habe ich dann parallel für das Nationalteam trainiert. 2018 bin ich beim nationalen Entscheid, ebenfalls auf der bautec, als Sieger hervorgegangen. Im selben Jahr wurde ich auch mit dem Meister fertig und bin dann direkt danach für vier Monate ins Training für die EuroSkills eingestiegen. Beim Wettbewerb muss man, ähnlich wie hier auf der bautec heute, ein Werkstück bauen. Dafür habe ich fünf Tage die Woche trainiert. Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich es gebaut und wie viele Quadratmeter Gipsplatten ich da verschafft habe. Von allen Werkstücken wurde dann meins am besten befunden.

Also bei internationalen Wettbewerben ist die Aufgabe in vier Module gegliedert. Das erste Modul ist der Trockenbau. Dabei sind Schnelligkeit und Maßgenauigkeit entscheidend. Das zweite Modul ist das Verputzen oder das Spachteln. Beim dritten Modul, dem Stuck an sich, spielt dann die richtige alte Handwerkstechnik eine große Rolle. Das letzte ist das Freestyle-Modul. Die freie Gestaltung also, die bei internationalen Wettbewerben auch das einzige Individuelle darstellt. Denn an sich hat ja jedes Land den gleichen Plan.

Ich habe aus einem speziellen Putz eine Natursteinoptik hergestellt und anschließend aus Gips die ungarische Fahne gegossen, da der Contest in Budapest stattfand. Daran habe ich dann elf Sterne geklebt, weil wir elf Teilnehmerländer waren. Zum Schluss habe ich dann kleine Zahnstocherfahnen für jedes Land an die Sterne gesteckt.

Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit einem Franzosen, der knapp hinter mir lag von der Punktzahl her. Es spielte eine Menge mit rein. Die Maßgenauigkeit, die Bewertungen der Jurymitglieder an sich und auch wie sauber der Arbeitsplatz ist. Du musst auch ständig Schutzbrille und Schutzmaske aufhaben, sonst gibt es Punktabzug.

Bei den EuroSkills hat man drei Tage und bei den WorldSkills vier Tage Zeit. Bei den WorldSkills 2017 in Abu Dhabi war ich als Ersatzmann dabei. Denn da bin ich Zweiter im nationalen Ausscheidungswettbewerb geworden. Nach zwei Jahren ist man dann aus dem Nationalteam raus. Jedes Jahr kommen nämlich Neue nach. Und man soll ja aufhören, wenn es am schönsten ist.

Eine wunderschöne Goldmedaille und ein Jahr, das man in seinem Leben nicht mehr vergisst. Sach- oder Geldpreise gibt es dafür nicht. Aber man nimmt da so viel mehr mit. Ich habe zum Beispiel gelernt, vor Leuten zu reden, denn ich hatte jede Woche irgendwo einen Presseauftritt. Außerdem habe ich total viele Kontakte geknüpft. Und all das kann mir keiner mehr nehmen. Mein Großvater ist mit 86 Jahren nach Budapest mitgekommen und meine Nichte mit knapp einem Jahr war auch dabei. Ich hatte eine riesen Fangemeinde. Das war einfach toll.

Ich bin hier heute Zuschauer bei dem nationalen Ausscheid der Stuckateure. Es macht einfach Gaudi, die Leute wiederzutreffen und sich gegenseitig zu unterstützen. Letztes Jahr waren wir in Kasan bei den WorldSkills dabei und auch nach Graz fahren wir wieder als großer Fanblock mit.
Vielen Dank für das Interview und alles Gute für Deine Zukunft!