„Es hat mir so gut gefallen, dass ich geblieben bin.“

Inter­view mit drei Azu­bis und der Aus­bil­dungs­lei­te­rin der Kos­ter GmbH

Jan­nik, Car­los und Kan­t­emir – drei enga­gier­te Aus­zu­bil­den­de – sowie Gabrie­le Ben­zi­en, Aus­bil­dungs­ver­ant­wort­li­che der Kos­ter GmbH, spre­chen im Inter­view über die Aus­bil­dung im SHK-Hand­werk. Sie berich­ten von ihren Erfah­run­gen, schil­dern Her­aus­for­de­run­gen und erzäh­len, was den Beruf für sie beson­ders macht.

Wie seid ihr auf die Idee gekom­men, eine Aus­bil­dung zum Anla­gen­me­cha­ni­ker für Sani­tär, Hei­zungs- und Kli­ma­tech­nik zu machen?

Ich habe in der neun­ten Klas­se ein Schü­ler­pflicht­prak­ti­kum bei der Kos­ter GmbH absol­viert. Und ich woll­te etwas mit den Hän­den machen, weil ich ehr­lich gesagt kei­ne gro­ße Lust mehr auf Schu­le hat­te. Da lag das nahe hier eine Aus­bil­dung anzu­fan­gen. Es hat mir so gut gefal­len, dass ich geblie­ben bin.

Bei mir kam der Impuls aus der Fami­lie. Die haben mir emp­foh­len, in der Schu­le ein Prak­ti­kum in dem Bereich zu machen. Das hat mir dann hier gro­ßen Spaß gemacht und so habe ich mich für die Aus­bil­dung entschieden.

Ähn­lich war es bei mir. Ich habe über die Schu­le eine Emp­feh­lung bekom­men und dann auch bei der Kos­ter GmbH ein Prak­ti­kum gemacht. Danach habe ich zwar noch ande­re Sachen aus­pro­biert, aber letzt­lich bin ich wie­der hier gelan­det und habe die Aus­bil­dung angefangen.

Fin­det ihr, dass euch die Schu­le gut auf eure Berufs­wahl vor­be­rei­tet hat?

Der Unter­richt WAT – Wirt­schaft, Arbeit, Tech­nik, bei dem wir in Werk­stät­ten gear­bei­tet haben, war ein biss­chen hilf­reich. Aber zwei Prak­ti­ka wäh­rend der Schul­zeit wären viel­leicht noch bes­ser gewe­sen als nur eins.

Ich hät­te mir gewünscht zu erfah­ren, was wirk­lich alles dazu gehört. Sachen anmel­den, zur Berufs­schu­le gehen, Ter­mi­ne wahr­neh­men. Das wuss­te ich erst alles, als es soweit war.

Wel­che Fähig­kei­ten sind eurer Mei­nung nach beson­ders wich­tig im Beruf des/der Anlagenmechaniker/in?

Logi­sches Den­ken und Mathe spie­len eine Rol­le, denn man muss sich Din­ge her­lei­ten kön­nen. Und man soll­te auch kein Pro­blem damit haben, sich die Hän­de schmut­zig zu machen.

Ich wür­de sagen, Krea­ti­vi­tät und vor­aus­schau­en­des Den­ken sind wich­tig. Man muss sich immer über­le­gen, was pas­siert, wenn ich jetzt die­sen Schritt mache.

Da stim­me ich voll zu. Vor allem Kopf­rech­nen ist wich­tig. In der Schu­le ver­lässt man sich am Ende zu sehr auf den Taschen­rech­ner, aber hier muss es im Kopf schnell gehen.

Hat sich euer Beruf durch The­men wie Ener­gie­ef­fi­zi­enz oder Nach­hal­tig­keit schon verändert?

Noch nicht so sehr, wie es sein soll­te. Aber wir arbei­ten schon mit Solar­an­la­gen und Wär­me­pum­pen und das nimmt wei­ter­hin zu.

In der Berufs­schu­le wird das The­ma ange­spro­chen, aber so rich­tig ler­nen tun wir da noch nichts. Es ist alles noch recht neu.

Was gefällt euch an der Arbeit in der Aus­bil­dung beson­ders gut?

Dass es vie­le Wege gibt, um ans Ziel zu kom­men. Die­se gan­zen Mög­lich­kei­ten und die Krea­ti­vi­tät fas­zi­nie­ren mich am meisten.

Und mir gefällt, dass man ein­fach etwas macht und dass es abwechs­lungs­reich ist. Wenn man eine Wär­me­pum­pe ein­baut ist es jedes Mal anders. Mal geht die Lei­tung über den Dach­bo­den, mal woan­ders lang.

Ich fin­de es gut, dass man die Frei­heit hat, auch mal selbst etwas umzu­set­zen. Klar gibt es Vor­ga­ben, aber man hat auch etwas Spiel­raum und das macht Spaß.

Habt ihr schon eine Idee, wie es nach der Aus­bil­dung wei­ter­ge­hen soll? 

Also ich wür­de sagen: erst­mal gucken, was kommt. Haupt­sa­che, die Aus­bil­dung abschlie­ßen. Dann sieht man weiter.

Ich den­ke auch an Wei­ter­bil­dung. Ein­fach neue Her­aus­for­de­run­gen anneh­men, zum Bei­spiel Fort­bil­dun­gen in Kli­ma­tech­nik oder Solaranlagen.

Frau Ben­zi­en, wie wer­den die Azu­bis denn in die täg­li­chen Arbeits­ab­läu­fe integriert?

Unser Unter­neh­men zählt der­zeit 38 Mit­ar­bei­ten­de. Ein Teil davon arbei­tet im Büro, der Groß­teil aber drau­ßen im Kun­den­dienst oder auf der Bau­stel­le. Uns ist es wich­tig, dass die Azu­bis bei uns nicht allein los­ge­schickt wer­den. Sie arbei­ten immer mit einem oder mit meh­re­ren Kol­le­gen zusammen.

Konn­ten Sie die­ses Jahr alle Aus­bil­dungs­stel­len besetzen?

Ja, wir bil­den auch schon seit Jahr­zehn­ten aus. Das The­ma ist uns sehr wich­tig. Einer­seits natür­lich für den eige­nen Bedarf, aber auch grund­sätz­lich, weil wir jun­gen Leu­ten eine Per­spek­ti­ve bie­ten wollen.
Wenn wir zwei gute Bewer­ber fin­den, neh­men wir zwei. Wenn es drei sind, neh­men wir drei. Und es freut mich, dass wir für den 1. Sep­tem­ber 2025 schon zwei gute Azu­bis gefun­den haben, die auch schon ihren Aus­bil­dungs­ver­trag unter­schrie­ben haben.

Also trotz Her­aus­for­de­run­gen fin­den Sie wei­ter­hin geeig­ne­te Kandidaten?

Ja, wobei wir auch gelernt haben: Wenn jemand zwar Inter­es­se zeigt, aber schu­lisch gro­ße Defi­zi­te hat, ist das Risi­ko hoch, dass es nicht klappt. Gera­de die Berufs­schu­le ist kein Selbst­läu­fer. Beson­ders, wenn die Sprach­kennt­nis­se noch nicht rei­chen – dann wird es echt schwer. Auch mit zusätz­li­cher Deutsch­nach­hil­fe kamen eini­ge nicht hin­ter­her. Das ist scha­de, aber Realität.

Wel­che Fähig­kei­ten sind Ihnen bei Bewerber/innen denn beson­ders wichtig?

Es geht viel um die per­sön­li­che Ein­stel­lung. Wer Lust auf kör­per­li­che Arbeit hat und wer sich dar­an freut, am Ende des Tages ein sicht­ba­res Ergeb­nis zu haben, der bringt schon viel mit. Wich­tig ist außer­dem ein gutes mathe­ma­ti­sches Ver­ständ­nis. Mit Mathe-Fünf geht es hier ein­fach nicht. Wenn jemand auch noch in Phy­sik gut ist, umso bes­ser. Der Rest ist für mich eher zweitrangig.

Gibt es Kom­pe­ten­zen, die Ihrer Mei­nung nach noch stär­ker in der Schu­le geför­dert wer­den sollten?

Ja, unbe­dingt Pünkt­lich­keit und Zuver­läs­sig­keit. Das klingt banal, aber das ist ein ech­tes Pro­blem. Hier im Betrieb müs­sen die Abläu­fe stim­men. Wenn ein Azu­bi nicht da ist, rotiert das gan­ze Team: Tech­ni­ker rufen mich dann an und ich ver­su­che den Azu­bi zu errei­chen. Das ist nicht nur läs­tig, son­dern auch besorg­nis­er­re­gend. Ich wün­sche mir, dass Schu­le hier frü­her ansetzt: Mel­dung im Krank­heits­fall, Ent­schul­di­gung bei Ver­spä­tung, ein­fach ein Min­dest­maß an Verlässlichkeit.

Haben Sie einen Rat an Jugend­li­che, die unsi­cher sind, ob die­ser Beruf zu ihnen passt?

Ich kann ver­ste­hen, dass man mit 14 oder 15 Jah­ren erst­mal gar nicht weiß, was ein Anla­gen­me­cha­ni­ker über­haupt macht. Des­halb sind Berufs­ori­en­tie­rungs­ta­ge oder Prak­ti­ka super wich­tig. Unse­re Azu­bis sind übri­gens alle über ein Prak­ti­kum zu uns gekom­men. Was ich mir wün­sche: dass Schüler/innen ihre Prak­ti­ka gezielt in Beru­fen machen, die sie wirk­lich inter­es­sie­ren und nicht ein­fach irgend­wo, weil’s gera­de passt. Nur so kann man wirk­lich her­aus­fin­den, ob ein Job einem liegt.

Herz­li­chen Dank an alle Betei­lig­ten für das inter­es­san­te und ange­neh­me Gespräch.