„Durch den gemein­sa­men Insta­­gram-Account #lust­auf­hand­werk und unse­ren Fir­­men-Account #mada.team.shk errei­chen wir jun­ge Men­schen und kön­nen uns mit ande­ren Hand­wer­kern vernetzen.“
von Julia Wahrmund
In unse­rer Inter­view­rei­he 4 Fra­gen an geben uns Men­schen aus Hand­werks­be­ru­fen Ein­bli­cke in den Stand der Digi­ta­li­sie­rung ihrer Gewer­ke und spre­chen über damit ver­bun­de­ne Chan­cen und Her­aus­for­de­run­gen. In die­ser Fol­ge geht es um einen beson­ders fort­schritt­li­chen Beruf: den/die Anla­gen­me­cha­ni­ke­rIn. Für Sven Hub­bert, ange­stell­ter Geschäfts­füh­rer und Betriebs­lei­ter der MADA Gebäu­de­tech­nik GmbH, steht fest: Digi­ta­li­sie­rung hebt Ver­net­zung, Sicht­bar­keit und Anspra­che von Jugend­li­chen auf ein nie dage­we­se­nes Level. 
Hal­lo Herr Hub­bert, wie ist der Stand der Digi­ta­li­sie­rung in Ihrem Unternehmen?

Ich bin sehr stark an neu­en Tech­no­lo­gien inter­es­siert und ver­su­che die­se sinn­voll in unse­re betrieb­li­chen Abläu­fe ein­zu­bin­den. Ent­we­der hat man jeman­den der das Gan­ze pro­fes­sio­nell umstellt oder man tas­tet sich lang­sam selbst her­an. Es ist aber total wich­tig, die Kol­le­gen ent­spre­chend abzu­ho­len. Ich fun­gie­re dabei immer als Vor­fil­ter. Denn das, was ich gut ver­ste­he, kann ich auch den Kol­le­gen gut beibringen.

Was den Stand der Digi­ta­li­sie­rung unse­res Unter­neh­mens angeht, befin­den wir uns irgend­wo im Mit­tel­feld. Wir nut­zen schon vie­le digi­ta­le Tools, haben aber den Gesamt­pro­zess noch nicht voll digi­ta­li­siert. Eigent­lich arbei­ten wir mit einem Mix aus Ana­lo­gem und Digi­ta­lem. Ein gutes Bei­spiel hier­für ist unser aktu­el­les Pro­jekt der digi­ta­len Bau­stel­len­do­ku­men­ta­ti­on. Hier ver­su­chen wir die Doku­men­ta­ti­on ein­mal ana­log, also in Papier­form, und nun zusätz­lich auch digi­tal, also abfo­to­gra­fiert und in einer Cloud gespei­chert, anzulegen.

In unse­rem Betrieb sind außer­dem alle Kol­le­gen mit Apple-End­­ge­rä­­ten aus­ge­stat­tet, die unter­ein­an­der ver­netzt sind und über die wir kom­mu­ni­zie­ren. Auch die Waren­be­stän­de ver­wal­ten wir dar­über teil­wei­se digital.

Wir nut­zen gene­rell vie­le mobi­le Lösun­gen. So ergän­zen bei­spiels­wei­se mobi­le Clouds unse­ren Ser­ver. Die digi­ta­le Bau­stel­len­do­ku­men­ta­ti­on oder ande­re Assis­tenz­sys­te­me sind dort ver­or­tet. Auch Fotos, Infos, Tex­te und Berich­te spei­chern wir in der Cloud. Außer­dem ver­wal­ten wir unse­re Maschi­nen über War­tungs­in­ter­val­le. Die Maschi­nen sind den Kol­le­gen zuge­ord­net und wenn sich eine Maschi­ne in der Nähe des End­ge­rä­tes des ent­spre­chen­den Kol­le­gen befin­det, schickt es eine Nach­richt über bestehen­den War­tungs­be­darf raus. Außer­dem sind wir über den Web­ser­ver unse­rer Kun­den mit des­sen Gerä­ten ver­bun­den. Wir wer­den also direkt infor­miert, wenn etwas nicht mehr funk­tio­niert. Man kann sagen, wir befin­den uns sozu­sa­gen in der Vor­stu­fe zum Smart Building.

Die Her­stel­ler unter­stüt­zen uns in Form von digi­ta­len Ersatz­teil­lis­ten und Bedie­nungs­an­lei­tun­gen, die­se sind über QR- und Strich­code zu scannen.

Ein Teil des Aus­bil­dungs­nach­wei­ses unse­rer Azu­bis ist auch schon digi­ta­li­siert. Zudem sind unse­re Betriebs­pro­zes­se wie Schrift­ver­kehr, Buch­hal­tung und Rech­nungs­le­gung gera­de im digi­ta­len Umbruch.

Was sind aus Ihrer Sicht die größ­ten Chan­cen, die sich aus der Digi­ta­li­sie­rung ergeben?

Durch die Digi­ta­li­sie­rung kann man mobi­ler, schnel­ler und unab­hän­gi­ger arbei­ten. Das ist auch für die Kol­le­gen eine gro­ße Erleich­te­rung. Sie schafft außer­dem Mög­lich­kei­ten von Mit­denk­pro­zes­sen. Mit­ar­bei­te­rIn­nen wer­den bei­spiels­wei­se ange­regt sich selbst­stän­dig über Din­ge zu infor­mie­ren. Auch das E‑Learning ist eine tol­le Chan­ce für Mit­ar­bei­te­rIn­nen und Azu­bis, um sich orts­un­ab­hän­gig weiterzubilden.

Ein wei­te­rer rie­sen­gro­ßer Vor­teil der Digi­ta­li­sie­rung ist die Ver­net­zung. Check and Work, eine digi­ta­le Hand­wer­ker­netz­werk­platt­form, hat mir gehol­fen Pro­jekt­part­ner aus ver­schie­dens­ten Regio­nen Deutsch­lands ken­nen­zu­ler­nen. Das Mot­to lau­tet: Koope­rie­ren statt kon­kur­rie­ren. Dadurch erreicht man fach­li­chen Aus­tausch und eine höhe­re Leis­tungs­fä­hig­keit. All das wäre ohne die Digi­ta­li­sie­rung nicht mög­lich gewe­sen. Ich hät­te auch nie so vie­le Part­ner ken­nen­ge­lernt, wenn ich nicht so aktiv auf Social Media wäre. Durch den gemein­sa­men Insta­­gram-Account #lust­auf­hand­werk und unse­ren Fir­­men-Account #mada.team.shk errei­chen wir jun­ge Men­schen und kön­nen uns mit ande­ren Hand­wer­kern ver­net­zen. Doch auch die Kun­den­bin­dung lässt sich dadurch opti­mie­ren und ganz neue Geschäfts­mo­del­le erschlie­ßen. Stich­wort: Inter­net of things.

Wor­in lie­gen die größ­ten Risi­ken, wenn ein Unter­neh­men die Digi­ta­li­sie­rung verschläft?

Ich den­ke, dass Betrie­be, die sich der Digi­ta­li­sie­rung ver­wei­gern, auf lan­ge Sicht einen erheb­li­chen Nach­teil gegen­über modern auf­ge­stell­ten Unter­neh­men haben wer­den. Das fängt schon bei der Sicht­bar­keit an. Auf­trag­ge­ber suchen heu­te fast nur noch online nach Dienst­leis­tern. Und vie­les ist mitt­ler­wei­le auf das mobi­le End­ge­rät aus­ge­legt. Aber auch die Über­las­tung der Mit­ar­bei­te­rIn­nen und die betrieb­li­chen Pro­zes­se wer­den dann eine Her­aus­for­de­rung sein.

Wie kann man das The­ma für die Anspra­che der Jugend­li­chen nut­zen? Stich­wort Nachwuchsakquise.

Je moder­ner ein Unter­neh­men auf­ge­stellt ist, umso leich­ter las­sen sich jun­ge Men­schen anspre­chen. Zudem ist es wich­tig, als Fir­ma sicht­bar zu sein, um effek­tiv Nach­wuchs­ak­qui­se zu betrei­ben. Wie gesagt, das meis­te läuft ja übers Inter­net und nicht mehr über Zei­tungs­an­non­cen. Ich nut­ze ver­stärkt Social Media und dabei haupt­säch­lich Insta­gram, um jun­ge Men­schen anzu­spre­chen. Hier­über habe ich auch schon eini­ge Bewer­bun­gen erhal­ten. Das ist zwar einer­seits ziem­lich auf­wen­dig, hat aber auch vie­le wei­te­re posi­ti­ve Neben­ef­fek­te. Selbst die Kol­le­gen, die am Anfang skep­tisch waren, haben rück­wir­kend posi­ti­ves Feed­back gege­ben und ange­fan­gen sich mehr mit der Fir­ma zu iden­ti­fi­zie­ren. Dadurch hat sich bei uns ein ver­stärk­tes Zusam­men­ge­hö­rig­keits­ge­fühl entwickelt.

Die gan­ze Gesell­schaft hat sich ja ver­än­dert. Heut­zu­ta­ge liegt der Fokus nicht mehr nur noch auf der Arbeit. Wir müs­sen ver­su­chen, die jun­gen Leu­te anders anzu­zie­hen und sie in die digi­ta­len Pro­zes­se ein­zu­bin­den. Sie ken­nen sich mit digi­ta­len Tech­no­lo­gien meist bes­ser aus als die älte­ren Kol­le­gen. Eine Mischung aus jun­gen und älte­ren Kol­le­gen ist für mich unschlag­bar. Unbe­zahl­ba­res Fach­wis­sen gepaart mit fri­schen, neu­en und digi­tal affi­nen Leu­ten – das ergänzt sich super.

Vie­len Dank für das span­nen­de Inter­view und alles Gute für die Zukunft!


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