"Auch ein kleines Unternehmen kann an seinem Image arbeiten und den Jugendlichen vermitteln: Schaut her, das ist ein cooler Job."
2013 schloss Paul Beck seine Ausbildung zum Tischler ab. 2019 gründete er sein eigenes Unternehmen, die Tischlerei Paul Beck. Digitale Tools kamen im Verlauf seiner Ausbildung noch nicht zur Anwendung. Doch die Praxis und auch die Einstellung zu digitalen Technologien im Handwerk haben sich seitdem stark gewandelt. Auch Tischlermeister Beck verwendet weiterhin für schnelle Skizzen Stift und Papier, ist aber heute bei Weitem digitaler aufgestellt als noch zu Ausbildungszeiten. Welche Tools er bei der täglichen Arbeit nutzt, erzählt er uns im Interview 4 Fragen an.    
Hal­lo Herr Beck, wie ist der Stand der Digi­ta­li­sie­rung in Ihrem Unternehmen?

Mein Unter­neh­men befin­det sich der­zeit noch im Auf­bau. Für mich stellt sich daher die Fra­ge, wo will ich genau hin. Bis­her läuft es so, dass ich mich im bekann­ten Tisch­ler­kreis nach der Ver­wen­dung digi­ta­ler Tools umhö­re. Denn bei der Viel­zahl an Appli­ka­tio­nen, die es mitt­ler­wei­le auf dem Markt gibt, fällt eine Ent­schei­dung oft nicht leicht.

Für Auf­maß und Pla­nung nut­ze ich bereits ver­schie­de­ne Apps, wie bei­spiels­wei­se die App Meis­ter­task. Damit las­sen sich ein­zel­ne Pro­jek­te gut pla­nen und es ist sogar eine Zeit­er­fas­sung integriert.

Für das 3D-Zeich­nen nut­ze ich das Pro­gramm Vek­tor­works. Das ist eigent­lich ein Archi­tek­tur- und Land­schafts­ge­stal­tungs­pro­gramm, aber man kann damit auch gut Möbel zeich­nen und wir haben es in der Meis­ter­schu­le gelernt.

Auch im Bereich 3D-Druck arbei­te ich gera­de an einem Pro­jekt, das ich in Zusam­men­ar­beit mit einem Maschi­nen­bau­in­ge­nieur durch­füh­re. Wir wer­den dem­nächst ein Lamel­len­sys­tem, das man als Raum­tren­ner ver­wen­den kann, mit 3D-Druck­tech­nik herstellen.

Wenn wir etwas mit der CNC-Maschi­ne frä­sen wol­len, arbei­ten wir mit einem Part­ner­un­ter­neh­men zusam­men. Denn die Anschaf­fungs- und Unter­halt­kos­ten dafür sind schlicht zu teuer.

Wel­cher Bereich wäre denn noch ausbaufähig?

Ich glau­be, ich muss noch ein biss­chen mehr inves­tie­ren, um her­aus­zu­fin­den, wie ich mei­ne Wunsch­kun­den errei­che. Ich habe zwar eine Web­site und einen Insta­gram-Account, aber irgend­wie ist es mir noch nicht gelun­gen, dar­über die rich­ti­gen Kun­den anzu­spre­chen. Ich bekom­me z.B. Anfra­gen für Stuhl­re­pa­ra­tu­ren oder für den Aus­bau gan­zer Häuserkomplexe.

Ich bin natür­lich schon noch ein biss­chen der “Kraut-und-Rüben-Tisch­ler” und baue hier und da Türen ein oder repa­rie­re ein Fens­ter. Haupt­säch­lich möch­te ich jedoch Möbel für den geho­be­nen Bedarf her­stel­len. Am liebs­ten über­le­ge ich mir die Designs der Möbel selbst.

Wor­in lie­gen die größ­ten Risi­ken, wenn ein Unter­neh­men die Digi­ta­li­sie­rung verschläft?

Ich den­ke, man wird ent­we­der digi­tal oder man bleibt auf der Stre­cke. Man kann sicher noch irgend­ei­ne Nische fin­den und sagen, ich brauch das alles nicht und es läuft trotz­dem. Aber die Ent­wick­lung hin zum Digi­ta­len gibt es schon seit den 80er Jah­ren. Und das wird auch nicht auf­hö­ren, son­dern immer mehr zuneh­men. Des­halb den­ke ich, man darf sich dem nicht verschließen.

Wenn man sich nicht früh­zei­tig dar­um bemüht, die­se Din­ge zu erler­nen, wird es irgend­wann zu spät sein und man hat den Anschluss verpasst.

Wie kann man das The­ma für die Anspra­che der Jugend­li­chen nut­zen? Stich­wort Nachwuchsakquise.

Die Lebens­welt von Jugend­li­chen spielt sich ja heu­te zu einem Groß­teil im digi­ta­len Bereich ab. Dar­um den­ke ich, dass man unbe­dingt ver­su­chen soll­te, sie über digi­ta­le Kanä­le zu errei­chen. Natür­lich muss man schau­en, wie viel Zeit und Auf­wand man in das The­ma Nach­wuchs­ak­qui­se steckt. Grö­ße­ren Unter­neh­men wird dies viel leich­ter fallen.

Aber auch ein klei­nes Unter­neh­men kann an sei­nem Image arbei­ten und den Jugend­li­chen ver­mit­teln: Schaut her, das ist ein coo­ler Job.

Vie­len Dank für das span­nen­de Inter­view und alles Gute für die Zukunft!

© Foto: Tho­mas Sasse

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