26.03.2019

Interview mit Tischlermeister André Hausmann von der H & H Projekt GmbH

André Hausmann zeigt ein Tischprojekt für seinen Kunden

Hal­lo Herr Haus­mann, was ist das Beson­de­re an Ihrer Tisch­le­rei und was wird alles hergestellt?

Wir stel­len so ziem­lich alles her, was man sich vor­stel­len kann. Ange­fan­gen von Möbeln über Fens­ter, Türen, Trep­pen und ein­mal quer durch den Gemüsegarten.
Wir sind außer­dem eine der weni­gen Fir­men, die 20 Jah­re Gewähr­leis­tung auf Fens­ter gibt. Denn die­se bau­en wir aus Accoya. Das ist ein modi­fi­zier­tes Pini­en­holz, das mit Essig­säu­re behan­delt wird und dann die Wider­stands­klas­se 1 erhält. Das bedeu­tet für den Kun­den weni­ger Auf­wand für Pfle­ge und Wartung.
Außer­dem hat jedes Möbel­stück, das bei uns raus­geht, eine eige­ne Geschich­te. Von einem Kli­ni­kum haben wir bei­spiels­wei­se eine 200 Jah­re alte Eiche bekom­men, aus der wir einen Tre­sen gebaut haben. Die Eiche muss­te im Rah­men einer Ver­kehrs­be­rei­ni­gung gefällt wer­den und wir haben ihr dann neu­es Leben eingehaucht.

Woher kommt das Holz, das Sie verwenden?

Wir holen unser Holz direkt aus Wäl­dern der Regi­on und haben einen guten Draht zur Förs­te­rei und zu Baum­fäl­lern, die uns Holz brin­gen, das zum Ver­bren­nen zu scha­de ist. Wir haben hier 45 ver­schie­de­ne Holz­sor­ten, wobei die am häu­figst ver­wen­de­ten Sor­ten Kie­fer und Eiche sind.
Unse­re Höl­zer haben wenig Res­sour­cen ver­braucht, da sie aus der Regi­on kom­men und daher kei­ne hohen Trans­port­kos­ten anfal­len. Anschlie­ßend wird nur noch ein biss­chen tech­nisch nachgetrocknet.

Mer­ken Sie die Aus­wir­kun­gen des stei­gen­den Preis­drucks, den gro­ße Möbel­händ­ler ausüben?

Wir haben mit der Möbel­in­dus­trie über­haupt kei­ne Pro­ble­me, denn wir wol­len kei­ne Mas­sen­pro­duk­ti­on machen, son­dern stel­len haupt­säch­lich Uni­ka­te her. Mit unse­ren Ein­zel­an­fer­ti­gun­gen klei­den wir im Prin­zip Nischen aus und das kann die Indus­trie gar nicht leis­ten. Unse­re Auf­trags­la­ge ist bes­tens und wir sind mehr als ausgelastet.

Woher kommt die Lie­be zum Holz und wann stand für Sie fest, dass Sie Tisch­ler wer­den möchten?

Als klei­ner Jun­ge habe ich in einem Baum­schul­la­den aus­ge­hol­fen und auf dem Hin­ter­hof befand sich eine Drechs­le­rei. Von dort habe ich immer Brenn­holz bekom­men, aus dem ich dann Din­ge her­stell­te. Die habe ich anschlie­ßend ver­kauft und hat­te so als Schü­ler immer etwas Geld in der Tasche. Dann habe ich mich für eine Drechs­ler­leh­re ent­schie­den und habe nach der Leh­re mei­ne eige­ne Drechs­le­rei gegründet.
Nach der Wen­de habe ich auf Tisch­ler unge­sat­telt und mich 1990 noch­mal damit selb­stän­dig gemacht. Heu­te arbei­te ich viel in unse­rer Drechs­le­rei. Das ist pure Ent­span­nung für mich. Und wenn ich mich mal geär­gert habe, gehe ich dort­hin um abzuspannen.

Haben Sie auch weib­li­che Ange­stell­te und/oder Auszubildende?

Wir hat­ten hier schon vie­le weib­li­che Aus­zu­bil­den­de. Sie sind zwar kör­per­lich nicht so belast­bar wie ihre männ­li­chen Kol­le­gen, aber sie kön­nen viel mit Phy­sik aus­glei­chen. Mei­ner Mei­nung nach sind Frau­en daher genau­so gut für das Tisch­ler­hand­werk geeig­net wie Män­ner. Der­zeit haben wir zehn Mit­ar­bei­te­rIn­nen ins­ge­samt und dar­un­ter ist eine weib­li­che Ange­stell­te und eine weib­li­che Auszubildende.

Wel­ches war das bis­her span­nends­te Projekt?

Wir hat­ten schon vie­le span­nen­de Pro­jek­te. Eins, an das sich mich noch sehr gut erin­ne­re, war die Säch­si­sche Lan­des­ver­tre­tung in der Brü­der­stra­ße. Dort haben wir das gesam­te Objekt kom­plett erneu­ert. Ange­fan­gen von der Restau­rie­rung von Trep­pen und Türen bis über den Nach­bau von Ori­gi­nal­tei­len war alles dabei und die Arbeit dadurch sehr umfang­reich und hochwertig.

Was raten Sie jun­gen Men­schen, die sich fürs Tisch­ler­hand­werk inter­es­sie­ren? Wel­che Fähig­kei­ten wer­den benö­tigt, um erfolgreiche/r Tisch­le­rIn zu werden?

Das Wich­tigs­te ist der Spaß an der Arbeit mit Holz und natür­lich ein biss­chen Ver­ständ­nis für Fächer wie Mathe und Physik.
Wich­tig ist auch die Bereit­schaft zur Wei­ter­bil­dung und der Wil­le, Zeit inves­tie­ren zu wol­len, um sich stän­dig zu ver­bes­sern. Nie­mand ist feh­ler­frei. Doch der Wil­le zur Opti­mie­rung ist das was zählt. Daher ist es wich­tig, dass man in der Lehr­zeit viel investiert.

Wie schät­zen Sie die Zukunft des Tisch­ler­hand­werks und die beruf­li­chen Chan­cen von zukünf­ti­gen Tisch­le­rIn­nen ein?

Frü­her hieß es immer, das Hand­werk habe einen gol­de­nen Boden und mei­ner Mei­nung nach ist der wie­der da. Vie­le Jah­re war zwar Schlamm drü­ber, aber in Zei­ten des Hand­wer­ker­man­gels hat sich die Lage geän­dert. Die Auf­trä­ge loh­nen sich jetzt wie­der mehr und die Bezah­lung wird besser.
Ein guter Fach­mann ist der­zeit hoch im Kurs und als Tisch­le­rIn kann man gutes Geld ver­die­nen. Außer­dem ste­hen einem nach der Aus­bil­dung noch wei­te­re Wege offen. Man kann ent­we­der zur Meis­ter­schu­le gehen oder ein Stu­di­um begin­nen. Es macht bei­spiels­wei­se unheim­lich viel Spaß mit Archi­tek­ten zusam­men­zu­ar­bei­ten, die selbst vor­her eine Tisch­ler­leh­re absol­viert haben, weil sie ein­fach vom Fach kommen.

Wel­che Vor­ha­ben haben Sie per­sön­lich für die Zukunft?

Der­zeit bau­en wir auf unse­rem Grund­stück ein gro­ßes Aus­stel­lungs­haus, in dem wir unse­re Möbel aus­stel­len wol­len und die Bera­tung dann dort direkt vor Ort anbie­ten kön­nen. Wir wer­den uns auch mehr in die künst­le­ri­sche Rich­tung ent­wi­ckeln. Unse­re ande­ren Pro­jek­te wie Denk­mal­schutz wer­den wir dadurch aber nicht vernachlässigen.

Messestand auf der bautec 2018 / © Hausmann 


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